Kommt euch der eine oder andere Fahrradweg ganz schön eng vor? Nun, die Chance ist groß, dass ihr mit eurem Gefühl richtigliegt. In einer aktuellen Studie hat der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) nämlich herausgefunden, dass mehr als ein Drittel aller Fahrradwege in Deutschland zu schmal sind. Demnach erfüllen ganze 36 Prozent nicht einmal die Mindestnorm. Für einen Radweg, den ihr nur in einer Richtung befahren dürft, beträgt diese 1,6 Meter.
Weit vom Idealfall entfernt
Nur 19 Prozent der Wege sind so breit, wie es die „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ (ERA 2010) im Idealfall vorsehen. Der gesamte Rest bewegt sich irgendwo dazwischen und erfüllt damit zumindest grundlegende Anforderungen. Angesichts dessen, dass sich auf den Fahrradwegen heute neben den Bikes auch E-Scooter und weitere elektrisch angetriebene Kleinstfahrzeuge tummeln, wirkt dieses Ergebnis jedoch recht ernüchternd. Von der steigenden Zahl an Lastenrädern und Anhängern, die gewöhnlich ein wenig mehr Platz als andere Fahrräder in Anspruch nehmen, ganz zu schweigen.
Die in großen Teilen zu geringen Dimensionen sind keinesfalls die einzigen Hindernisse, denen sich ADAC Fahrradfahrende auf den Wegen gegenübersehen. Oftmals verengen Bäume, Verkehrsschilder, und Laternen die befahrbaren Streifen zusätzlich. Zu parkenden Autos fehlen Sicherheitsabstände. Mülltonnen, achtlos abgestellte E-Scooter oder Ähnliches sorgen für weitere Gefahren.
So bitte nicht: Fahrradwege sind oft zu schmal und werden, wie hier in Mainz, zusätzlich durch Bäume verengt.
Alltägliche Strecken in zehn deutschen Städten untersucht
Wie so oft im Leben ist das Unheil ungleichmäßig verteilt. Deutlich sicherer, weil auf relativ breiten Fahrradwegen unterwegs seid ihr in Kiel. Die Stadt schnitt als einzige mit einem „Gut“ in der Studie ab. Für ein „ausreichend“ reichte es in Bremen, Dresden, Erfurt, München, Saarbrücken, Stuttgart und Wiesbaden. Hannover und Mainz erreichten lediglich die Note „mangelhaft“.
Anhand der Namen wird schon offensichtlich, welchem Ansatz der der ADAC bei seiner Untersuchung gefolgt ist. In insgesamt zehn Landeshauptstädten befuhren Testradler zwischen zehn und 18 Routen, die sich an den Strecken orientieren, die vermutlich auch ihr besten kennt: der Weg zur Schule, Uni, Arbeit, zum Einkaufen, zu Freunden sowie Bekannten und wohin es euch in der Freizeit noch so zieht. Die Verfasser nutzten dafür Radwege, Radfahrstreifen, Schutzstreifen und so genannte Gemischte Führungen, also Geh- und Radwege, sowie Gehwege mit dem Schild „Radfahrer frei“. Im Durchschnitt kamen so pro Trip zwischen 3,5 und 4,5 Kilometer zusammen. Jede Strecke wurde einzeln beurteilt. Später ergab sich daraus die Gesamtnote für die jeweilige Stadt.
Breiter bauen = sicherer fahren
Wie nun aber mit diesem Ergebnis umgehen? Aus Sicht des ADAC ist künftig vor allem in der Planung anzusetzen. „Beim Bau neuer Radwege sollte auf die Einhaltung der Regelbreiten geachtet werden und die Mindestbreite nur eine Ausnahme sein“, sagte ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand. Er betonte, dass ein Augenmerk insbesondere auf Radwegen liegen sollte, die mit hoher Wahrscheinlichkeit stark ausgelastet werden. Dort könne etwas mehr Breite das Überholen breiterer und unterschiedlich schneller Fahrzeuge erleichtern und für ein Plus an Sicherheit sorgen
Die „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ (ERA 2010) nennen für die verschiedensten Art von Fahrstreifen, die Radfahrenden offenstehen, entsprechende Kenngrößen. Der klassische Radweg, der nur in einer Richtung befahren werden darf, sollte mindestens 1,6 Meter breit sein. Als Regelfall gelten zwei Meter. Für einen Radweg, der nur rechts oder links neben den Spuren für den Autoverkehr verläuft, aber von Radfahrenden in beiden Richtungen genutzt werden kann, sind mindestens 2,5 Meter anvisiert. Die Idealgröße ist drei Meter.